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Der weltbekannte Dirigent Pavel Baleff: Ich kämpfe als Bulgare

Foto: pavel-baleff.de

Seit drei Jahrzehnten genießt Pavel Baleff eine außergewöhnliche Karriere in Europa, Asien und Amerika. Er ist der angesehenste bulgarische Dirigent in Deutschland und Österreich, Frankreich und der Schweiz, Dänemark und der Slowakei, Russland und China, Taiwan und Singapur.

Als Intellektueller, Gelehrter und Workaholic, präziser, tiefgründiger und inspirierter Interpret, Träger prestigeträchtiger Auszeichnungen und Musiker von Weltklasse betont er immer wieder, dass er nur als Bulgare Erfolg haben kann.

Obwohl er nur sehr selten in der Heimat dirigiert, ist sein Beitrag zur bulgarischen Musikkultur und zu unserem nationalen Opernhaus unbestritten – vor allem durch die Premieren, die er in Bulgarien realisiert hat.


Nach „Das Rheingold“ (2010), „Die Walküre“ (2011) und „Siegfried“ (2012) aus Wagners „Der Ring des Nibelungen“ an der Sofioter Oper und „Das schlaue Füchslein“ von Leoš Janáček in Warna (2023) dirigierte Pavel Baleff am 20. August 2025 im Rahmen des Festivals „Oper im Sommertheater“ die Premiere der ersten bulgarischen Inszenierung des Opernmeisterwerks „Die kleine Meerjungfrau“ von Antonín Dvořák.

Seit 2022 ist er Chefdirigent der Opéra de Limoges (Frankreich) und Generalmusikdirektor des Theaters Nordhausen in Deutschland. Seit demselben Jahr ist er ständiger Gastdirigent der Philharmonie Baden-Baden, die er zuvor 15 Jahre lang leitete, und seit 2021 hat er dieselbe Position auch an der Staatsoper Warna inne. Er hat auch zahlreiche Inszenierungen an der Wiener Staatsoper und der Oper Zürich realisiert.

Die Walküre-Wagner-Act 2 -Duet Siegmund/ Brunnhilde - Pavel Baleff, Mariana Zvetkowa, Martin Iliew, Nationaloper Sofia,2011


Pavel Baleff ist der erste Bulgare, der die Position des Chefdirigenten an einem Opernhaus in Frankreich erhalten hat. Er hat wiederholt erklärt, dass er sich überall als bulgarischer Musiker präsentiert.


„Wir haben keine Lobby. Wir haben keine Traditionen, die uns unterstützen und uns voranbringen... Damals wurde in Wien beschlossen, mich für italienische Opern einzuladen, in Zürich für französische und in Frankreich für slawische und deutsche Titel. Wir sind gezwungen, alles zu können – als Bulgaren. Und trotzdem ist es schwer für uns, weil alle anderen großen Nationen einen Vorteil vor uns haben. Aber es hilft mir überhaupt nicht, wenn ich mich entscheide, mich mit einer anderen Identität zu präsentieren. Ich glaube nicht einmal, dass ich, wie es derzeit modern ist zu sagen, Europäer bin. Nun, ich bin nicht nur Europäer, ich bin ein europäischer Bulgare. Und ich denke, dass ich als europäischer Bulgare oder als bulgarischer Europäer wirklich mehr zeigen und mehr Interesse für etwas wecken kann, das wir zeigen können – aus unserer Sicht, mit unserer Entwicklung, mit unserer Mentalität, mit unserer Erziehung und Bildung. Ich denke, darin liegen unsere Vorteile, weil wir gezwungen sind, ständig zu kämpfen und uns zu beweisen. Nur wenn man es wirklich schafft, sich durchzusetzen, kann man etwas erreichen, und das können wir wirklich nur mit unserer bulgarischen Hartnäckigkeit tun. Das ist meine Meinung – ich kämpfe als Bulgare“, so Pavel Baleff.



Bruch: Romanze für Viola und Orchester in F-Dur, Op. 85 · Philharmonie Baden-Baden · Hartmut Rohde · Pavel Baleff


Pavel Baleff wurde in Tschirpan geboren. Er studierte an der Musikschule in Stara Sagora – der Stadt der Linden und Dichter, die für ihre Verehrung aller Künste und ihre besondere Liebe zur Oper sowie für ihr berühmtes Festival für Opern- und Ballettkunst bekannt ist. In diesem Jahr wird er die Ensembles der Oper von Stara Sagora bei der Premiere von „André Chénier“ von Umberto Giordano beim Festival dirigieren, was gleichzeitig sein Debüt in Stara Sagora sein wird. Als einer der bulgarischen Musiker, die viel bulgarische Musik aufführen, gelang es ihm, den Weltstar Diana Damrau davon zu überzeugen, das Gebet von Maria Desisslawa aus der gleichnamigen Oper von Paraschkew Hadschiew zu singen. Kürzlich nahm er Pantscho Wladigerows „Skandinavische Suite“ in das Konzertprogramm mit dem Orchester der Stadt Suzhou in China auf.


„Lange Zeit dachte ich, dass ich noch nicht reif genug bin, um diese Verantwortung für die Interpretation bulgarischer Titel zu übernehmen. Ich brauchte Zeit. Das sind Schichten, die ich durchlaufen muss, um zu der inneren Überzeugung zu gelangen, dass ich mit meiner Arbeit an einer bulgarischen Partitur wirklich das finden kann, was mich inspiriert, damit ich es weitergeben kann. Der Prozess war lang und komplex, aber ich arbeite lieber mit Werken aus Wladigerows deutscher Schaffensphase, weil er dort viel klassischer ist, sich in schöne Rahmenbedingungen einfügt, es schafft, seine kreative Energie zu zügeln und sie in vielerlei Hinsicht so zu stilisieren, dass sie im Westen Erfolg hat. Und ich denke, wir sollten ihn genau mit dieser europäischen Universalität präsentieren, die ich in seinen ersten, in Deutschland geschriebenen Werken finde“, sagte Pavel Baleff.

Swedish Dance - P. Wladigerow - Scandinavian Suite (Pavel Baleff, SZS Suzhou Symphony Orchestra)


Das deutsche Publikum war von Marin Goleminows Interpretation der Variationen über ein Thema von Dobri Christow sehr angetan. Derzeit hat Pavel Baleff großes Interesse daran, Werke von Ljubomir Pipkow aufzuführen, da „sein musikalischer Kern sehr ausgeprägt ist“. Zum Schluss fragen wir ihn nach dem wichtigsten Treffen in seinem Leben. Nach kurzem Nachdenken sagte er selbstbewusst, dass es die Begegnung mit seiner Frau war. Der legendäre Musiker, mit dem er gerne einen Abend verbringen würde, ist Mozart.

Und was kommt ihm als Erstes in den Sinn, wenn er „Bulgarien“ hört?

„Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll, aber es ist eine ... unstillbare, schmerzhafte Liebe ... Man könnte auch sagen: „Der Schmerz, ohne den ich nicht leben kann“, antwortete Pavel Baleff.

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Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Rossiza Radulowa

Fotos: pavel-baleff.de, operalimoges.fr



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