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Weihnachtssänger gehen von Haus zu Haus

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Für unsere Vorfahren begann das eigentliche Weihnachten erst in der Nacht zum 25. Dezember und zwar nach Mitternacht. Die frohe Botschaft der Geburt des Erlösers wurde von den Weihnachtssängern kundgetan, die bereits in den ersten Stunden des neuen Tages von Haus zu Haus zogen und die Menschen mit ihren speziellen Liedern segneten. Und jeweilige Lieder gab es für jedes Familienmitglied, jedes Alter und jeden Beruf. An einigen Orten in Bulgarien, vor allem auf dem Lande, gehen bis heute noch Weihnachtssänger von Hof zu Hof und tragen ihre Lieder vor.





Die Vorbereitungen der Weihnachtssänger begannen am Ignatius-Tag am 20. Dezember. Laut Volksglauben setzten an diesem Tag die Geburtswehen der Gottesmutter ein. Und so widmen sich etliche Lieder der Weihnachtssänger diesem Ereignis. „Es lag die Gottesmutter in den Wehen, vom Ignatius-Tag bis Weihnachten, als sie den Jungen Gott gebar“, heißt es in mehreren Gesängen, in denen auch eine Reihe verschiedener Legenden erzählt werden. Eine davon weiß zu berichten, wie Maria das neugeborene Kind verloren habe. Auf dessen Suche begegnete sie einer Gruppe von Weihnachtssängern. Auf ihre Frage: „Habt ihr den Jungen Gott getroffen?“ antworten diese: „Wir haben Ihn getroffen, jedoch nicht erkannt“. Das folgende Lied aus Pirgowo nahe Russe in Nordbulgarien erzählt diese Geschichte:





Den Weihnachtssängern gehörten einst nur unverheiratete Burschen an. Einzig ihr Anführer musste ein verheirateter Mann sein. Sie gingen von Haus zu Haus, bis sie im ganzen Dorf die Runde gemacht hatten. Die Kinder, aber auch die Erwachsenen warteten einst mit Ungeduld auf die Sänger, so wie heute mit Spannung auf den Weihnachtsmann gewartet wird. Die Weihnachtssänger erzählten in Liedform bzw. Sprechgesang interessante Geschichten. Darunter über ein Mädchen mit einem wundersamen Gewandt, geschmückt mit der Sonne und den Sternen und so fein gewebt und bestickt, als ob es nicht von Menschenhand stammen würde. Auf die Frage, wer es wohl gefertigt habe, antwortet die junge Frau, dass es ein Geschenk der Gottesmutter für die erwiesene Hilfe für das neugeborene Kind sei – sie habe „Gott geschaukelt“. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Volkslegende alte apokryphe christliche Schriften zugrunde liegen.





Wichtig im Brauch der Weihnachtssänger war das gesprochene Wort. Sie segneten die Hausbewohner, wobei den Worten magische Bedeutung beigemessen wurde. Man wollte für das kommende Jahr Gesundheit, Glück und Fruchtbarkeit heraufbeschwören.





Für jeden einzelnen Teil des Brauches gab es ein spezielles Lied, so für das Ankommen der Weihnachtssänger, für die Begrüßung des Hausherrn, für die Segnung des Hauses, der Familie und der Kinder. Gesungen wurde auch, nachdem die Weihnachtssänger für ihre Segenswünsche mit den speziell zubereiteten Brezeln beschenkt wurden sowie bei der Verabschiedung.





Unabhängig von der Folkloreregion, in der die Lieder der Weihnachtssänger entstanden sind, ist für sie die sogenannte antiphone Gesangsweise typisch: der Chor ist zweigeteilt; nachdem die eine Gruppe den Reim vorgetragen hat, wiederholt ihn die zweite Gruppe.

Früher war es üblich, dass am ersten Weihnachtsfeiertag die Kinder in das Haus ihrer Eltern gingen; besucht wurden auch die Trauzeugen und Taufpaten, wie auch die älteren Meister der Handwerkszunft, der man angehörte. Ein zünftiges Dorffest durfte natürlich auch nicht fehlen, auf dem traditionell ein großer Reigen getanzt wurde. Darunter auch der der Weihnachtssänger.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow



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