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Sofioter „Schloss der Künste“ lädt Besucher zu Zeitreise ein

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Anton Mitow, „Bäuerinnen auf dem Markt in Sofia”

Das Sofioter Stadtschloss zeigt bis zum 12. Januar kommenden Jahres eine originelle Ausstellung, die mit „Schloss der Künste“ überschrieben ist. Die Exposition bietet eine Zeitreise in jene Epochen, in denen das Gebäude ein wirkliches Schloss war – zuerst eines Fürsten und dann das von Zaren.

Der Übergang zur Neuzeit fiel in Bulgarien, zumindest was die Kunst anbelangt, weniger „revolutionär“ aus, denn die Monarchen des 3. bulgarischen Königreichs waren überaus kunstbegeistert. Das gilt insbesondere für Zar Ferdinand I., der das Land von 1887 bis 1918 (bis 1908 als Fürst) regierte. Das Stadtschloss im Zentrum Sofias war ein Hort der Kultur und der Schönen Künste. In jener Zeit wuchsen neue bulgarische Künstlergenerationen heran, die entweder dem Königshaus nahe standen, oder von höchster Stelle gefördert wurden.

Nikola Michailow, Bildnisse von Zar Ferdinand I. und seinen Kindern Boris, Kyrill, Ewdokia und Nadeschda, 1914

Die Ausstellung zeigt das Kunstschaffen vom Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allen aus den Regierungsjahren Zar Ferdinands I. sowie das Interieur des Schlosses zur Jahrhundertwende. Zu jener Zeit hielt die ausländische Kunst in Bulgarien Einzug, vor allem durch die persönliche Sammlung des Monarchen. Bulgarische Maler fertigten Kopien europäischer Meisterwerke für den Hof an. Mit der Zeit bildete sich eine originelle bulgarische Malerei heraus.

Jan Mrkvička, „Plowdiwer Markt”, 1887

Den Grundstein legten meist Maler aus dem Ausland, wie die Tschechen Jan Mrkvička und Jaroslav Věšín, was in der europäischen Kunstgeschichte durchaus nichts Ungewöhnliches ist. Nehmen wir beispielsweise den Meister der französischen Oper Jean-Baptiste Lully (1632-1687), der ein Italiener war. Den guten Malern aus Mitteleuropa, die nach Bulgarien gekommen waren, gesellten sich Dutzende geschickte hiesige Meister des Pinsels.

Antoni Piotrowski, „Im Schützengraben” (Szene aus dem Serbisch-Bulgarischen Krieg 1885), 1887

Die Ausstellung wurde von einem großen Team der Nationalen Kunstgalerie vorbereitet“, erzählte uns die Galeriedirektorin Jaroslawa Bubnowa. „Es mussten viele Dinge im Zusammenhang mit dem Interieur, den Funktionen der einzelnen Räume und den darin befindlichen Werken geklärt werden. Viele dieser Werke waren aus rein politischen Gründen entfernt worden und verschwanden in den Depots. Die Restauratoren der Nationalen Kunstgalerie hatten also viel Arbeit, sie nach so vielen Jahren wieder für eine Ausstellung aufzubereiten. Wir wollen nun einen Teil des historischen Flairs des Schlosses wieder herstellen.“

Zeno Todorow, „ Die Marne bei Paris”

Die Exposition schließt eine Lücke im Wissen über die Kultur unserer nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit. Vorgestellt werden ferner Werke einiger hervorragender Maler jener Zeit, wie Anton Mitow, Zeno Todorow und Nikola Petrow, aber auch von fast vergessenen Künstlern, wie Elena Karamichailowa, die zu den ersten Frauen in der bulgarischen darstellenden Kunst gehört. Sie ist mit Sicherheit die erste bulgarische Impressionistin.

Elena Karamichailowa, „Vor dem Spiegel”, 1912 und Nikola Petrow, „Auf Tränke”

Wiederhergestellt wurde der Raum, der als „Roter Salon“ bekannt war. Die einst darin befindlichen Bilder hängen wieder an ihren alten Plätzen.

Aber auch alte Dokumente werden vorgestellt, die von der Rolle des Staates und des Herrschers bei der Förderung der darstellenden Künste Auskunft geben. Genannt sei beispielsweise ein Brief, in dem es um eine der vielen internationalen Kunstausstellungen in München und die Teilnahme von Zar Ferdinand I. bei der Absicherung der bulgarischen Teilnahme daran geht.

Mit der Unterstützung des Kulturministeriums wird auch zum ersten Mal das Staatsportrait des ersten bulgarischen Landesfürsten Alexander I. (1879-1886) dem breiten Publikum vorgestellt. Es stammt vom deutschen Maler Konrad Dielitz. Das Bild selbst wurde vom bulgarischen Staat Anfang dieses Jahres auf einer Auktion in Wien erworben.

Das Gemälde ist kennzeichnend für die Kunst jener Epoche, in der die bulgarische Staatlichkeit nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft wiederhergestellt wurde. Das Antlitz des jungen Herrschers strahlt Optimismus aus, der nicht unbegründet war. Recht bald folgten Taten, wie die Vereinigung von Nord- und Südbulgarien, die mit dem Sieg im bulgarisch-serbischen Krieg im November 1885 untermauert werden sollte.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Nationale Kunstgalerie, Weneta Pawlowa und BTA



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