Swetla Kjossewa kam 1984 nach Ungarn und begann an der bulgarischen Schule „Christo Botew“ (eingerichtet vom damaligen bulgarischen Bildungsministerium in Ungarn) zu arbeiten, wo sie 13 Jahre lang unterrichtete. Dort begriff sie, dass mit Kindern, die in einer fremdsprachigen Umgebung aufwachsen, auf andere Weise gearbeitet werden muss. Sie erkannte, wie wichtig es für sie ist, nicht in ihrer Gemeinschaft isoliert zu bleiben. Im Jahr 2004, als die bulgarische Muttersprachenschule gegründet wurde, haben ihr ihre ehemaligen Schüler, die in der Zwischenzeit die Leitung der bulgarischen Gemeinschaft in Ungarn übernommen hatten, den Posten der Schuldirektorin angeboten. Sie sagte zu und blieb 15 Jahre lang in dieser Position.
„Die Schule ist sehr aktiv, nicht nur pädagogisch, sondern auch kulturell, indem sie enge Kontakte zu den Schulen anderer bulgarischer Gemeinden unterhält“, sagte Swetla Kjossewa gegenüber Radio Bulgarien. „Die Kinder nehmen an Wettbewerben und Festivals teil. Das ist eine sehr fördernde und interessante Aktivität für sie. Als ehemalige Lehrerin und Schulleiterin an dieser Schule, aber auch als Großmutter von zwei Enkelkindern kann ich sagen, dass sie mit großer Freude und Interesse dorthin gehen.“
Laut Swetla Kjossewa ist es sehr wichtig, dass bulgarische Kinder, die im Ausland aufwachsen, die Verbindung zu ihrer Heimat nicht verlieren, sich aber gleichzeitig in das Umfeld einfügen müssen, in dem sie leben.
„Die Grenzen verschwimmen, rein physisch gesehen“, erklärt sie. „Ich denke, dass jeder Mensch tiefe Wurzeln besitzen muss, um fest in der globalen Welt stehen zu können. Er mag einen guten Beruf haben, mit dem er überall auf der Welt Erfolg haben kann, doch was von Kindheit an in ihm verwurzelt ist, bleibt bestimmend. Jeder Versuch, die Abstammung, das Nationale aufzugeben, führt zur Verstümmelung der Persönlichkeit. Das ist eine Gegebenheit, die von den Werten des Umfelds ausgebaut wird. Es gibt Ausdrücke, Worte, Verse, Musik, die mir viel mehr sagen, als anderen Menschen. Wenn ich es irgendwie schaffe, das an andere weiterzugeben, wird es auch sie bereichern. Natürlich mache ich mich mit Freude, mit offenen Augen und Ohren und mit geschärften Sinnen mit anderen Kulturen bekannt; ich lerne sie liebe und nehme sie in mich auf. Das macht mich keineswegs weniger bulgarisch.“
Swetla Kjossewa ist Chefredakteurin der zweisprachigen Zeitschrift für Kultur und öffentliches Leben „Haemus“, die vor genau 30 Jahren in Ungarn gegründet wurde. Sie übersetzt auch zeitgenössische ungarische Poesie und Prosa. Außerdem ist sie Redakteurin einer bulgarischen Radiosendung im Ungarischen Rundfunk. Auf die Frage nach dem Platz der gedruckten Kulturpublikationen in den letzten Jahren antwortet Swetla Kjossewa:
„Ich persönlich finde, dass die Bücher einen angestammten Platz haben. Es gibt immer Menschen, die es vorziehen, ein Buch in Papierform in den Händen zu halten. Man darf aber auch nicht die Menschen vergessen, die sich lieber aus dem Internet informieren. Unsere Zeitschrift kann seit 2011 im Internet nachgelesen werden und zwar auf der Website der bulgarischen Gemeinschaft in Ungarn. Unsere Seite enthält wirklich viele wertvolle und interessante Beiträge, nicht nur für die bulgarische Gemeinschaft in Ungarn. Ich denke, dass alle Formen der Verbreitung gut sind. Wir haben die Idee, in unserer Ausgabe sowohl bulgarische, als auch ungarische Autoren vorzustellen, um zu einem echten Treffpunkt der Literaturen beider Länder zu werden. Das könnte die Rolle unserer Zeitschrift als Brücke zwischen beiden Kulturen stärken.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Facebook /Swetla Kjossewa, bolgarok.huDonka Angatschewa, eine der brillantesten und virtuosesten Pianistinnen Europas und ausgezeichnet als „Bösendorfer Artist“, wird am 11. Oktober zusammen mit dem Sinfonieorchester in Wrazaa auftreten, teilte das Orchester mit. Angatschewa ist..
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