Die Bulgaren der sogenannten „Westlichen Randgebiete“ (heute in Serbien) warten auf die Ergebnisse der diesjährigen dritten Parlamentswahlen und hoffen auf Stabilität und Nachhaltigkeit, die alle Landsleute brauchen, gleichgültig wo sie leben. In einem Interview mit Radio Bulgarien äußerte sich der Vorsitzende des bulgarischen Vereins „Glass“ im serbischen Bosilegrad, Alexander Dimitrow, zu den Erwartungen, die er an die Wahlen knüpft. In wieweit wird sich die Covid-19-Pandemie auf die Motivation der Bulgaren auswirken, ihr verfassungsmäßiges Recht auszuüben und sich an den Wahlen zu beteiligen, wollten wir von ihm wissen.
„Auf der einen Seite ist in den letzten Tagen die Zahl der Neuinfizierten in Bosilegrad gestiegen. Auf der anderen Seite sind etwa 70 Prozent der hiesigen Bevölkerung geimpft und es wird erwartet, dass sich die Lage beruhigt; das wird aber nicht so schnell passieren. Auch werden die Einschränkungsmaßnahmen nicht immer eingehalten. Die Pandemie wird Auswirkungen haben, aber ich gehe davon aus, dass am 14. November wie bei den Wahlen im April und Juli zwischen 150 und 230 Bürger unserer Stadt wählen werden.“
Die tatsächliche Zahl der Wahlberechtigten ist nicht bekannt, aber Dimitrow ist überzeugt, dass sie mindestens dreimal so hoch ist wie die Zahl der Wähler. Traditionell verlaufen die Wahlen in Bosilegrad reibungslos, ohne Anzeichen von Unregelmäßigkeiten.
„Ich gehe davon aus, dass es insgesamt 5 Wahllokale eingerichtet werden – eines in Novi Sad und die vier jeweils in Belgrad, Niš, Caribrod und Bosilegrad. Bisher wurde in keinem der Wahllokale bei uns maschinell gewählt“, sagte Alexander Dimitrow.
Die Bulgaren in den Westlichen Randgebieten erhoffen sich von den Wahlen, dass die neue Regierung von einem Schuldner ihrer Gemeinschaft zu ihrem treuen Verbündeten und Helfer für sie wird.
„Alle unangenehmen Dinge, die mit der Geschichte der Westlichen Randgebiete zusammenhängen, sind stets im November passiert“, sagt Alexander Dimitrow. „Während wir dieser tragischen Ereignisse gedenken, versucht Sofia dieses Thema tunlichst zu vermeiden. Es sollte daran erinnert werden, dass 1920 vom Mutterland 1.545 Quadratkilometer abgetrennt wurden, auf denen ethnische Bulgaren leben. Viele Menschen in diesen Gegenden haben für ihre Freiheit ihrer Heimat gekämpft, und dann kam die Enttäuschung, dass ihre Heimatorte kein Teil ihres Landes sein sollen. Stellen Sie sich die Probleme und Folgen vor, mit denen diese Menschen in den letzten etwas mehr als 100 Jahren zu kämpfen hatten. Wir sollten daher ihr Opfer nicht vergessen, sondern uns ihrer besinnen.“
Die Einhaltung der epidemiologischen Maßnahmen erfordert, dass der Jahrestag der düsteren historischen Ereignisse, an die der heutige Tag der Westlichen Randgebiete erinnert, nicht mit Massenveranstaltungen begangen werden kann. Aber für viele Bulgaren auf beiden Seiten der Grenze hat die Abspaltung der Regionen Caribrod, Bosilegrad und Strumica durch den am Ende des Ersten Weltkriegs unterzeichneten Vertrag von Neuilly (1919) ihre Familiengeschichte und ihr Gedächtnis dramatisch geprägt .
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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