„Es ist sehr schwierig, ein Bulgare in Nordmazedonien zu sein.“ Das sagte Tome Blazheski, Vorsitzender der neuesten Vereinigung nordmazedonischer Staatsbürger mit bulgarischer Identität „Zar Boris III“ in Ochrid. Vor dem Hintergrund der neuen politischen Dynamik in den Beziehungen zwischen Bulgarien und Nordmazedonien sprechen wir mit ihm über die Hoffnungen und Realitäten im Leben der Bulgaren in unserem südwestlichen Nachbarland.
„Die Zeiten sind schwierig, aber wir hoffen, dass es besser wird. Als junger Staat sollten wir uns mit Bulgarien nahe stehen und zusammenarbeiten, wenn wir wollen, dass sich die Dinge bessern“, sagte Tome Blazheski, ein mazedonischer Staatsbürger mit bulgarischem Pass, und fügte hinzu:
„Wir haben beschlossen, unseren Verein zu gründen, um Bulgaren in Ochrid und anderen Städten in Nordmazedonien zu vereinen und für die bulgarische Kultur zu arbeiten. Und wir fordern die bulgarischen Politiker auf, alles zu tun, damit wir in die Verfassung der Republik Nordmazedonien aufgenommen werden.“
Ihm zufolge haben etwa 10.000 Menschen in Ochrid die bulgarische Staatsbürgerschaft, die Zahl der Menschen mit bulgarischer Identität sei aber weitaus größer. Was bedeutet für sie ihre Aufnahme in die Verfassung Nordmazedoniens?
„Wir glauben, dass wir mehr Rechte haben werden, weil wir uns jetzt oft diskriminierter fühlen als andere Menschen. Uns wird gesagt, dass wir vom bulgarischen Staat bezahlt würden. Wir sind aber nur bewusste Menschen“, sagte Blazheski. „Für uns ist alles kompliziert. Andere in der Verfassung anerkannte Nationen können leichter Jobs finden, sich leichter an Schulen und Hochschulen einschreiben und so weiter. Dabei sind wir, die bulgarischen Bürger, eine autochthone Bevölkerung dort.“
Bulgarien besteht darauf, dass die Sprache des Hasses und die Übergriffe auf das bulgarische kulturelle und historische Erbe in Nordmazedonien eingestellt werden. Gibt es Fortschritte in diese Richtung und wie wirkt sich diese Sprache des Hasses auf das Leben der nordmazedonischen Bürger mit bulgarischer Identität aus?
„Wie gesagt, es herrscht Druck – man kann kein freier Bürger sein. Vor der Gründung des Vereins haben wir eine Gruppe von Bürgern mit bulgarischer Identität aus Ochrid und anderen Teilen des Landes organisiert und eine Gedenktafel für den Woiwoden Toma Dawidow aufgestellt, der in der bulgarischen Armee einen hohen Rang bekleidet hat. Auf der Tafel stand nichts Bulgarisches, nur „Ich stamme nicht aus Mazedonien, aber ich würde mein Leben für seine Freiheit geben.“ Alles war auf Mazedonisch geschrieben. Die Gedenktafel wurde binnen einer Woche kaputt gemacht. Es gab keine Provokation, keine bulgarischen Fahnen – nichts! Und Toma Dwidow war ein Woiwode dieser Region, er hat die Freischärler ausgebildet. Es ist wirklich sehr schade, dass die Leute diese Geschichte nicht kennen. Es gibt dort eine mazedonische und eine „bulgarische“, wie sie es nennen, Geschichte. Und das ist alles.“
Sind Sie optimistisch, dass sich die Dinge zum Besseren wenden? Sie sind jetzt in Sofia, Sie haben mit bulgarischen Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gesprochen.
„Ja, die Dinge müssen auf beiden Seiten in Ordnung gebracht werden, hauptsächlich aber auf der nordmazedonischen Seite – die Geschichte muss anerkannt und den Menschen erklärt werden, wer wir sind, was wir sind. Nur so kann man gute Nachbarschaft aufbauen und vorwärtskommen.“
Tome Blazehski räumt ein, dass ein kleiner Teil der Gesellschaft in unserem südwestlichen Nachbarland gegen die Bulgaren ist - „nicht mehr als 10-20 Prozent der gesamten Bevölkerung sind mazedonische Patrioten, der Rest der Leute ist gut zu uns, wir leben zusammen.“
Und auf die Frage – „Wovon träumen die Bulgaren in Nordmazedonien?“ – antwortet er kurz:
„Sie träumen davon, in die Verfassung aufgenommen zu werden.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv von Tome Blazheski
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